Winkler Ortsgeschichte

 

 

Winkel ist heute mit über 220 Einwohnern der zweitkleinste Ortsteil von Gaggenau. Die Gegend ist bereits seit der Römerzeit besiedelt.

 

Am Ortsrand gegen Oberweier stand im 1.-3. Jh. eine Villa Rustica, ein römischer Gutshof. Seine Fundamente wurden im Jahre 1976 ausgegraben, ferner wurden Tonscherben aus der Römerzeit in der Hofstraße gefunden.

 

Um 800 n.Chr. hatten sich fränkische Bauern am Fuße des Eichelbergs angesiedelt. Unter den Grafen von Eberstein rodeten sie das Land und machten es urbar. Diese Arbeiten konnten die Herrschaften von ihrer Burg, der Burg Eberstein, genau beobachten.

 

Zu jener Zeit war das Land noch von undurchdringlichen Wäldern durchzogen und die Murg floss wild, mit vielen Seitenarmen, durch das Tal. Das ist der Grund, dass  die  erste Kirche  im 10. Jh., vermutlich auf einer Anhöhe zwischen Winkel und Rotenfels, gestanden hatte. Dieses berichtet jedenfalls der Volksmund.

 

1102 wurden Winkel, Oberweier und noch andere auch bereits verschwundene Dörfer erstmals urkundlich erwähnt. In einer Urkunde des Salierkaisers Heinrich IV., dem so genannten „Canossa-Kaiser“, wurde Winkel als Weiler im Ufgau erwähnt (villa winkele in pago Uffgowi).Diese Bezeichnung deutet darauf hin, dass Winkel damals schon eine größere Siedlung gewesen war.  

 

Heinrich IV. hatte bei dieser Ersterwähnung die Herrschaftsverhältnisse zwischen dem Domstift Speyer und den Rittern von Michelbach geregelt. Er hatte nach lang andauernden Streit zwischen dem Domstift Speyer und drei Brüdern aus Michelbach die Besitzungen aufgekauft  und  sie wieder dem Domstift Speyer geschenkt, um zu verhindern, dass diese drei Brüder erneut in den Landbesitz einfallen und ihn plündern.

 

 1816 gab es in Winkel 18 Wohnhäuser mit 30 Nebengebäuden, ein Hirten- und Armenhaus sowie eine Getreidescheuer. 17 alteingesessene Familien mit 94 Einwohnern wohnten um 1928 in Winkel.

 

Das hat sich heute grundlegend geändert. Die Alten sind weggestorben, die Jungen sind weggezogen. Deshalb gibt es heute sehr viele zugezogene Bürger und nur noch wenige alteingesessene Familien.

 

Winkel wurde übrigens einst das Räuberdorf genannt: Das Winkler Brüderpaar Qualibert und Damian Maisch hatten 1829 einen Raubmord begangen und  auf  einem Bauernhof  in der Nähe von Karlsruhe einen Knecht ausgeraubt und erschlagen. Sie wurden deshalb mit dem Schwert hingerichtet. Das war die letzte öffentliche Hinrichtung in Karlsruhe.